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AutorenbildLinda Syllaba

DIE WICHTIGSTE BEZIEHUNG IN DEINEM LEBEN

Kerstin Bamminger, Expertin für familiäre Beziehungen, bestätigt: "Die Qualität deiner Beziehungen bestimmt die Qualität deines Lebens". Sie erklärt, weshalb Mamas so oft den Bezug zu sich selbst verlieren & wie sie ihn wieder finden können.


Ich verrate dir etwas. Ich hab einen kleinen Tick. Ich kann so ziemlich alles im Leben im Zusammenhang mit Beziehung sehen, weil ich finde, dass (fast) alles im Leben Beziehung ist.


Wir Menschen sind so gemacht: wir haben, wollen und brauchen Beziehungen, um gut zu leben und auch zu überleben und heute widme ich mich einer besonderen Beziehung: der Beziehung zu mir selbst.


ALLES IST BEZIEHUNG Menschen, die vielleicht nicht so verrückt sind wie ich - und ich sehe das mittlerweile als Begabung - denken beim Wort Beziehung vermutlich an Partnerschaft, an eine Liebesgeschichte, an Freundschaften. Doch Beziehung ist so viel mehr. Ich gehe so weit, zu sagen, dass wir auch zu nicht lebendigen Dingen eine Beziehung haben kann.


Beispiel gefällig? Man kann auch eine Beziehung zu seinem Auto haben (Rainhard Fendrich besang diese übrigens sogar in seinem Lied "Zweierbeziehung"), zu einer Handtasche, dem Haustier, einer Postkartensammlung oder, wie viele Kinder das tun, zu einem Kuscheltier.

Im Grunde ist alles, wozu wir eine emotionale Bindung aufbauen, auch irgendwie in Beziehung mit uns.


BIS DER BEZIEHUNGSTOD UNS SCHEIDET

Nun sind Beziehungen zu Kuscheltieren oder Autos halt wesentlich simpler und pflegeleichter, es streitet sich ja nunmal schlecht mit einem Ding, das keine lebendigen Wünsche, Gefühle und Gegenargumente hat. Das ist mit zwischenmenschlichen Beziehungen schon anders. Die brauchen definitiv Pflege, Aufmerksamkeit und Zeit. Eine Freundin, für die man nie Zeit hat, die man nicht anruft, anschreibt oder besucht, für die man sich nicht (mehr) interessiert, wird relativ schnell keine Freundin mehr sein. Auch Partnerschaften brauchen bewusste Pflege, brauchen Exklusivität und es ist wichtig, den Partner oder die Partnerin an erster Stelle zu sehen, Raum für gemeinsame Freizeitgestaltung zu reservieren und sich gegenseitig in guten und schlechteren Zeiten zu unterstützen. Bis der Beziehungstod sie scheidet.


DER WICHTIGSTE MENSCH IN DEINEM LEBEN Halt. Nein. Nicht an erster Stelle. Auch wenn die Paarbeziehung oft als "das Erstgeborene Kind" bezeichnet wird und eine hohe Priorität haben soll, steht an erster Stelle jemand anders. Nämlich du selbst. Die Beziehung zu dir selbst. Deine persönliche Begegnung mit deinem Ich. Weil es so ist: DU bist der wichtigste Mensch in DEINEM Leben.


Es gibt wahrscheinlich generell nicht übermäßig viele Menschen, die das so sagen würden, und es gibt eine spezielle Gruppe, die das noch seltener tut: MAMAS. Weil Mamas ihre Kinder oft als das Wertvollste und Wichtigste in ihrem Leben sehen, weil die Kinder und ihre Bedürfnisse (fast) immer Vorrang haben, sie die Kinder über alles stellen und sich selbst tendenziell stärker vernachlässigen als so manch andere Gesellschaftsgruppe.



GESCHICKTE VERKOPPELUNG DER NATUR

Schon oft hab ich mir die Frage gestellt, warum das so ist und ich hab folgende Antworten darauf gefunden. Wenn man Mama wird, bekommt man von einer Sekunde auf die andere die hundertprozentige Verantwortung (wenn auch nicht allein) für ein Neugeborenes übertragen, das - und hier liegt wohl der Hund begraben - ohne uns nicht überlebensfähig wäre. Menschenbabys sind eine Spezies, die von Natur aus auf die Fürsorge, den Schutz und die Pflege eines anderen Menschen angewiesen ist, damit es leben kann. Das muss nicht unbedingt die biologische Mutter sein, aber jemand muss sich um es kümmern, damit es überlebt. Es ist eine geschickte Verkoppelung der Natur, das die lebensnotwendigen Bedürfnisse des Säuglings nur mit damit einhergehendem Sozialkontakt erfüllt werden können, weil wir Beziehung und Bindung eben genau so essentiell brauchen wie Nahrung, Flüssigkeit, Schlaf oder Pflege - es gibt dazu auch überaus traurige Studien, was passiert, wenn Babys ohne soziale Kontakte und Interaktion aufwachsen sollen. Sie sterben nämlich, wenn ihnen die menschliche Zuwendung fehlt.


WO GRENZEN ÜBERSCHRITTEN WERDEN

Durch diese Notwendigkeit kommen aber auch viele frisch gebackene Eltern und dabei besonders die Mütter unter Druck. Denn ein Neugeborenes bzw. ein Säugling hat praktisch ausschließlich überlebensnotwendige Bedürfnisse, die am besten prompt erfüllt werden sollten. Und das Tragische dabei ist: diese Bedürfnisse können keinesfalls Rücksicht auf die vielleicht übermüdeten, gestressten, überlasteten, vielleicht hungrigen, durstigen oder einfach erledigten Eltern nehmen. Eine schmerzliche Erfahrung, die fast alle Jungmütter machen - besonders stark jene, die wenig oder keine Unterstützung aus dem Umfeld bekommen oder danach fragen. Diese Mutterrolle erfordert, dass wir uns "hinten anstellen", auf unsere Bedürfnisse verzichten oder sie zumindest aufschieben, dass wir unsere Grenzen überschreiten und noch weiter gehen. Um das Leben und Überleben eines Babys zu sichern. So weit, so klar.


SELFCARE ON PAUSE An diesem Punkt in unserem Leben lernen wir, dass wir unsere Selbstfürsorge auf "aus" stellen, die "Pausetaste" drücken und auch unser Spüren verringern, weil wir schlicht und einfach funktionieren müssen. Für das Baby, dieses kleine, abhängige, hilflose und wehrlose Wesen, das vielleicht einerseits unser größtes Glück bedeutet und aber andererseits ganz schön an unsere Grenzen katapultiert. Das gesamte eigene Universum steht Kopf und man ist beschäftigt genug mit Dingen wie tragen, stillen, wickeln, pflegen, wiegen, trösten, halten, waschen, füttern, einschlaf-begleiten, und all dem, was man vorher noch so den lieben langen Tag gemacht hat. Und in dieser Zeit verlernt man ein klein wenig oder ziemlich stark, dass man sich auch gut um sich selbst kümmern darf.



EIN KLEIN WENIG ICH JEDEN TAG

Dass man sich auch um sich selbst kümmern sollte, wenn man diese stark gebende Rolle als Mama langfristig gut erfüllen möchte, weil man sich sonst komplett verheizt und buchstäblich ausgebrannt ist. Diese Selbstfürsorge darf man als Mama also neu lernen und es werden sehr, sehr kleine Dinge sein, die da am Anfang gehen werden, weil die wenigsten Mamas ihre acht Wochen alten Sprösslinge ruhigen Gewissens über's Wochenende abgeben können und möchten, um sich von den Belastungen der Elternschaft zu erholen. Und es ist auch viel sinnvoller, sich immer wieder kleine Dinge zu gönnen, um den eigenen Tank ein klein wenig zu befallen.


Ideen dazu findest du reichlich im Buch von Daniela und Linda "Selfcare für Mamas". Denn am besten integrierst du dieses "klein-wenig-ICH" in deinen Mamaalltag.


HILFE, ICH WACHSE

Wenn du also draufkommst: "Ich bin Mama und seit die Kinder da sind, hab ich vollkommen auf mich vergessen!!" Dann liegt das nicht an deiner Unfähigkeit oder Rücksichtslosigkeit dir selbst gegenüber, sondern an einem sehr natürlichen und bis zu einem gewissen Grad auch erforderlichen Prozess, der stattfindet, wenn man ein Kind bekommt. Eine kluge Frau sagte mal zu mir: "Mutter zu werden ist die größte Demutsübung, die man sich ausdenken kann." Und ich stimme dieser Aussage zu. In diesem "sich-aufgeben-können" und "sich-zurücknehmen" steckt auch eine unfassbare Chance, als Persönlichkeit und als Frau zu wachsen, zu reifen, sich zu entwickeln und es gehört dazu.


ZARTE BEZIEHUNGSPFLÄNZCHEN

Und dann, … dann ist es gut, klug und notwendig, die eigenen Bedürfnisse wieder zu hören. Die eigenen Gefühle wieder wahr zu nehmen. Die Beziehung zu sich selbst wieder aufzubauen, zu pflegen und in alltäglichen, kleinen Dingen dieses mitgenommene oder zarte Pflänzchen wieder besser zu versorgen. Sich selbst zu versorgen. Denn nur, wenn DU gut versorgt bist, kannst du auch gut auf andere schauen.

Wenn deine Beziehung mit dir selbst lebendig ist, du dich selbst kennst und neu kennenlernst, dich ernst nimmst und deine Akkus immer wieder laden kannst (zumindest bis über die rote Zone hinaus), dann kannst du auch in deine anderen so wichtigen Beziehungen hinein investieren: in deine Partnerschaft, in deine Eltern-Kind-Beziehung und alle anderen zwischenmenschlichen Bande, die wir so bitter nötig haben, wenn wir ein gutes Leben führen möchten.


"Die Qualität deiner Beziehungen bestimmt die Qualität deines Lebens" heißt ein bekanntes Zitat und das beinhaltet auch die Beziehung zu dir selbst. Schau auf dich und sorge für dich - sonst macht es vielleicht nie jemand! Dabei wünsche ich dir viel Kraft, Geduld und Energie und einen langen Atem sowie viel Unterstützung dabei!


Deine Kerstin Bamminger

www.beziehungsweiseleben.at

MAMAkademie @mensch.und.mama

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