Mag.a Ursula Wilms-Hoffmann, Sexualpädagogin ISP über Sex, Benennung von Genitalien und die Auswirkungen der Tabuisierung.
Die weiblichen* Genitalien sind leider oft ein Tabuthema und mit viel Scham verbunden. Bezeichnungen für das weibliche Genital werden oftmals negativ konnotiert, oder gar als Schimpfwort benutzt.
Scheide, Vagina, „da unten“. Einige meiner Klient*innen sind manchmal wirklich sprachlos, sie finden kein Wort für „da unten“.
Die Bezeichnung „Scheide“ ist bei vielen am geläufigsten. Eine Scheide ist ein Behältnis, in der ein Schwert aufbewahrt wird. Somit finde ich es als sehr unpassend. Das Wort „Vagina“ ist anatomisch korrekt, bezeichnet aber nur das Innere, den nicht sichtbaren Teil.
Die Vagina kommt vom mittellateinischen Vagina, Scheide im Sinne von „Behälter für eine Klinge“.
Das äußere sichtbare Ende der Vagina der Frau* gehört zur Vulva. Die Vulva hat zusammen mit der Klitoris (Klitoris-Eichel und den Klitoris-Schwellkörpern) eine wesentliche Bedeutung bei der sexuellen Erregung der Frau*. Somit wird das weibliche* Geschlechtsorgan über die Funktion für die Männer* definiert!
Über die weiblichen* Genitalien und die weibliche* Sexualität wird leider immer noch zu wenig gesprochen.
Die Scham die damit verbunden ist, bildet sich auch in unserer Sprachlosigkeit ab. Dies zeigt sich im Besonderen bei dem Begriff „Scham“ als Bezeichnung für die Vulva.
Es wäre wirklich an der Zeit einen schambefreiten, lustvollen und liebevollen Zugang zu unseren Körpern und dem Geschlecht zu generieren und die dadurch gewonnene Freiheit zu zelebrieren.
Es liegt an uns, die Scham hinter uns zu lassen und andere Wörter zu verwenden, vor allem auch unseren Kindern und vor allem unseren Töchtern* zur Liebe. Sie müssen sich für nichts an ihren Körpern schämen!
Statt Schamhaare könnte man Intimbehaarung oder Charmehaare sagen. Statt Schamlippen, Vulvalippen oder Venuslippen. Es gibt auch eine neutrale Wortschöpfung, die Vulva und Vagina vereint: die Vulvina.
Das Wissen über die Klitoris ist meiner Ansicht nach Basiskörperwissen und sollte schon im Kindergarten vermittelt werden, wie auch die restliche menschliche Anatomie. Dies geschieht aber nicht mal in der Volksschule, selten in der Mittelschule oder in der Allgemeinbildenden Höheren Schule. Die Schulbücher sind mangelhaft und unzufrieden stellend hinsichtlich der Klitoris, der weiblichen* Lust und Orgasmus. Dies bleibt im Regelfall gänzlich unerwähnt.
Sexualität wird meist mit einer Gefahr, etwas was weh tut, oder was man über sich ergehen lässt verbunden. Ein negativer Zugang. Man sollte aber einen positiven Raum dafür schaffen, Sex ist etwas Schönes, genussvolles und vor allem etwas Konsensuales und man kann sein Einverständnis zum gemeinsamen Sex jederzeit revidieren.
Der positive Bezug und die Wertschätzung zum eigenen Körper und zu seinem Geschlecht ist essenziell und auch wichtig in der Prävention von sexualisierter Gewalt. Und nicht das generelle NEIN sagen. Zu was sagt man denn überhaupt nein? Wenn nicht darüber geredet wird…?
Fangen wir bei uns an!
Die Veränderung beginnt in dir, wenn du willst?
Lies dazu auch weiter über Solo-Sex und seine positiven Effekte.
Mag.a Ursula Wilms-Hoffmann
Sexualpädagogin ISP
Klinische Sexologin, Sexualtherapeutin ISP i.A.u.S.
Psychosoziale Beraterin und Coach
0677 631 633 36
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